viel spaß :)

Moin, danke! Das ging jetzt wirklich schnell. :)

Der Post stammt aus einem schon älteren Real Life RPG Forum bei dem ich mal angemeldet war (das Forum gibt es heute nicht mehr). Ich hoffe, dass der passt. Wenn ich noch einen / was anderes einreichen soll, dann schreit einfach.

Liebe Grüße

"Good Morning, Good Morning, Good Morning. Es ist wieder soweit. Der Montag steht vor der Tür und dieser 27. August verspricht viel Sonnenschein bei angenehmen Temperaturen. Für diejenigen unter uns, die noch zur Schule gehen heißt das also: Zieht euch warm an. Haha, nicht nur im weitesten Sinne, denn heute ist es nicht nur kalt, nein, heute beginnt auch die Schule nach drei Monaten wieder. Was bin ich nur für ein Scherzbold, was Kelly? Oh natürlich bin ich das und da sag ich gleich nochmal: Good Morning bei Radio 72.1! Ich bin Tony und begleite euch durch den Morgen, also, alles aufwachen und lauscht meiner reizenden Kollegin Kelly [...] "
Überdurchschnittlich laut schallte die Ansage aus meinem alten Radiowecker. Ich stöhnte und vergrub meinen Kopf tiefer in den Kisten. Ich hasste diesen Tony bereits jetzt und musste mich dringend daran erinnern nach einem anständigen Sender zu suchen. Es war zudem viel zu früh zum Aufstehen, viel zu früh für überhaupt irgendetwas. Definitiv zu früh um sich zu ärgern und an den ersten Schultag erinnert zu werden. Einige Sekunden hing ich diesen Gedanken noch nach, bevor ich schlagartig meine Decke zurückschlug und aus dem Bett sprang. Himmel! Heute war der erste Schultag und nur ein funktionierendes Bad im ganzen Haus.. Wenn das kein Grund war aus dem Bett zu kommen, dann gab es auch sonst keinen. Ich war im Nu auf den Beinen, hatte aber nicht damit gerechnet ein aufgebautes Regal und einen Stapel kleinere Kartons direkt vor mir zu finden. Mit einem dumpfen Geräusch lief ich direkt hinein, stolperte zurück und landete auf dem Boden - und über mir wankten Kartons und Kisten mit Stiften, Haargummis, Papier, Büchern und sonstigen Gegenständen gefährlich. Laut krachend fielen diese schließlich zu Boden und ich fuhr zusammen. Ich bewegte mich erst wieder, als sich um mich nichts mehr bewegte und bahnte mir dann mit überhörbarem Fluchen einen Weg durch das Chaos. Dabei hörte ich draußen schnelle Schritte, die zu rennen begannen und ich sprintete zeitgleich los. Jetzt aber schnell... Diese Schritte konnten nur eines bedeuten… Ich riss meine Tür auf und fand mich direkt gegenüber von Toby. Keiner rührte sich, aber beide schielten wir zu einer hellen Holztür an der ein Schild mit dem verschnörkelten Wort Bad hing. Wir setzten uns gleichzeitig in Bewegung und ich erreichte nur einen Schritt vor Toby das Bad, grinste ihn triumphierend an und knallte ihm die Tür vor der Nase zu. Mit einem leisen Klicken verriegelte ich die Tür. Geschafft. Diesmal war ich vor meinem Zwilling da – und auch vor dem Rest meiner Familie. Solange der Klempner noch nicht da war mussten wir uns das Bad mit sieben Personen teilen und wir hatten es zu einem Wettbewerb gemacht, wer morgens zuerst das heißumkämpfte Zimmer besetzte. Die letzten Tage hatte immer Toby gewonnen und sich eher aus dem bett kämpfen können, jetzt hatte ich die Möglichkeit gehabt zu punkten. Und konnte mich damit entspannen. Ich sprang ganz gemächlich unter die Dusche und genoss das heiße Wasser, das auf meinen Rücken prasselte. Nichts war am Morgen schöner als eine schöne, heiße Dusche zum Start in den Tag. Ich blieb eine gefühlte kleine Ewigkeit unter der Dusche und als ich schließlich in Handtücher gewickelt die Tür zum Bad wieder entriegelte, blickten mir sechs Augenpaare entgegen, die allem Augenschein nach eine Versammlung in Pyjamas abhielten. "Morgen!“ flötete ich fröhlich. „Das Bad ist jetzt frei, aber macht nicht zu lange, sonst steht ihr da wie ein Mädchen." Ich grinste Toby frech an und verschwand pfeifend in meinem Zimmer. Die letzte Bemerkung hatte sich dabei auf das minutiöse und haargenaue Styling meines Zwillings bezogen. Aber abgesehen von Lucas brauchten alle meine Brüder länger als ich im Bad. Nur meine Eltern waren insgesamt noch schneller.
Lange hielt ich mich damit aber nicht auf. Ich musste dringend meine Klamotten finden und nicht nur irgendetwas. Es musste etwas sein, mit dem ich bei meinen neuen Mitschülern punkten konnte. Ich wollte nicht dastehen, wie der letzte Trottel, aber ich wollte auch ich selbst bleiben. Das Richtige unter den unzähligen Kisten und Kartons zu finden gestaltete sich daher schwieriger, als ich angenommen hatte. Ohne lange zu fackeln und vielleicht etwas gewalttätiger als es hätte von Statten gehen müssen, kippte ich schließlich den Inhalt einiger Kartons zu dem Durcheinander nach dem Aufstehen. Fachmännisch beäugte ich das Tohuwabohu und zog aus den tiefsten Tiefen eine graue Hose, ein schwarzes Top und ein Dunkelrot-Kariertes Hemd hervor. Dann schlüpfte ich noch in meine Lieblingsschuhe, ein paar schwarze Chucks auf dessen weißen Rändern lauter Nachrichten meiner Freunde standen und schon war ich fertig. Ich klaubte meine Schulsachen zusammen und bahnte mir den Weg zurück durch den Irrgarten, der sich mein Zimmer nannte. Nach der Schule musste ich hier unbedingt aufräumen.
Auf dem Weg nach unten in die Küche zum Frühstück, kam ich auf dem Flur an unserem großen antiken Wandspiegel vorbei. Mein Blick blieb an dem meines Spiegelbildes hängen:
Was sah ich da? Ein großes Mädchen in normalen Klamotten, ungeschminkt, mit ein paar Sommersprossen und großen, grauen Augen. „Hey, bist du fest gewachsen oder bist du jetzt so eingebildet, dass du dich selbst ewig im Spiegel angucken musst?“ sagte da Sam im Vorbeigehen und lachte laut. Ich verzog das Gesicht und wandte den Blick ab. „Nein, ich hab nur gerade noch einmal darüber nachgedacht, ob du nicht doch diesen kleinen Sprung hier am Rand verursacht hast beim Reintragen. Siehst du?“ Sam sah sich sofort nach unseren Eltern um und sah mich dann finster an. Diesmal lag es bei mir zu lachen. Ich warf noch einen letzten Blick in den Spiegel, bevor ich die Treppe herunter sprang. Ich war bereit für den ersten Tag in einer neuen Schule, in einem neuen Land und mit neuen Lehrern und Mitschülern. Ich war nicht so bereit, neue Freunde zu finden oder meine alten zu vergessen. Aber ich war so bereit, wie ich es je sein konnte.